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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 23

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
sa^brik in Essen. (Zu Abschnitt V.) Nach einer Originalaufnahme der Sl.-O. Krupp, Essen. Ihre Haupterzeugnisse, Gußstahlkanonen, Geschosse und Panzerplatten, gelten als unübertroffen. Großartig sind die Wohlfahrtseinricktungen der Fabrik, die Fürsorge für Wohnung, Ernährung und Fortbildung der Arbeiter, für Kranke und Genesende. „Der Zweck der Arbeit," sagte Alfred Krupp, „soll das Gemeinwohl sein; dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet." Nach einer Photographie von Wilhelm Fülle, Barmen. Schwebebahn in Elberfeld-Barmen. (Zu Abschnitt Vii.) Der ungemein rege Berkehr im industriereichen Wuvpertal ist über die natürlichen Schranken des Gebiets hinaus- gewachsen, und der erfindungsreiche Geist der deutschen Technik hat zu seiner Bewältigung die Schwebebahn in Elberfeld-Barmen geschaffen. Die Wagen dieser 13vz km langen Bahn hängen an einer Schiene, die an einem eisernen Drahtgerüst befestigt ist, und gleiten auf dieser, von elektrischer Kraft getrieben, dahin. Das Schwebegleis wurde teilweise über der Wupper angelegt, um den Straßenverkehr in dem engen Tal nicht noch mehr zu belasten. Hier sausen die Wagen unbehindert dahin und erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 40 km. Die Halte- stellen befinden sich meist bei den Wupperbrücken.

2. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 22

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Deutsche Industrie. Kruppsche Gußstahl Die Kruppsche Gußstahlfabrik ist die größte der Welt. Sie beschäftigt in den Essener Werken allein über 35 000 Arbeiter, im Gruson-Werk bei Magdeburg-Bukau, in der Germania-Werst in Kiel, in ihren Kohlenbergwerken und Eisenhütten über 30 000, im ganzen mehr als 70 000 Arbeiter. Die Essener Fabrik bildet eine Stadt für sich mit mehreren hundert Gebäuden und einem Schienengeleise von 130 km Länge, auf dem 50 Lokomotiven und 2400 Gsenbahnwagen rollen. Nach einer Photonraphie von Wilhelm Fülle, Barmen. Deutsche Industrie. Talsperre im Wuppertal bei Barmen. (Zu Abschnitt V.) Seit alten Zeiten dienen die reichen Wasserkräfte des Rheinischen Schiefergebirges dem Gewerbe, in keinem Tal aber in höherem Maße als im Wuppertal. Die zahlreichen und bedeutenden Fabrikstädte des Tals verdanken ihre Entstehung dem Flusse. In neuerer Zeit hat man die Ausbeutung der „weißen Kohle", wie man die nutzbaren Wasserkräfte jetzt vielfach nennt, durch große Talsperren noch gesteigert. Die Flüsse werden durch Querdamme zu Seen aufgestaut, deren Abfluß in Werkkanäle geleitet wird. Eine der ansehnlichsten dieser Talsperren liegt bei Carmen im Wuppertal.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 210

1911 - Erfurt : Keyser
— 210 — Feldlager verwandelt, und zahllose Wachtfeuer lohten mit qualmender Flamme zum wetterschwarzen Nachthimmel empor. Selbst die Domstufen dienten als Schlafstätte, und auf den Steinfliesen der Häuser brannten die Lagerfeuer und ruhten die Soldaten. Pferde und Menschen lagen nebeneinander, ermattet von den Anstrengungen der Flucht und dem ausgestandenen Hunger. Alle Läden waren geschlossen. In höchster Eile brachten die Bürger ihre Habseligkeiten, die letzten Reste aus der langen Erpressungszeit, in sichere Verwahrung. Sie fürchteten eine allgemeine Plünderung, da bekannt geworden war, daß die fliehenden Franzosen die Dörfer ausgeraubt hatten. Es war darum ein Glück für die Stadt, daß der Kaiser in diesen Tagen mit feinem Gefolge in ihr Aufenthalt nahm. Auf seinen Befehl durchstreiften zahlreiche Wachen nach allen Richtungen die Stadt und nahmen alle, die sich einfallen ließen, Sicherheit und Ruhe zu stören, in Haft und schafften sie ins Biwak. Unterdessen dauerte der Durchzug der geschlagenen Armee weiter fort und schien tatsächlich kein Ende nehmen zu wollen. Am Tage übertraf das Truppengewühl in den Straßen vom Anger bis zum Brühlertor alles bisher Gesehene. Nur in den Nachtstunden wurde es etwas ruhiger, da ein kaiserlicher Befehl für diese Zeit die Tore selbst feinen Soldaten sperrte. Die fliehende Armee mußte in der Nacht außerhalb der Stadt vorübermar-fchiereu. Abreise Napoleons: In der Nacht vom 24. zum 25. Oktober verließ Napoleon die Stadt; denn die Preußen und Verbündeten waren ihr bedenklich nahe gekommen. Der Donner ihrer Geschütze rollte schon aus der Ferne herüber, selbst das Knattern des Gewehrfeuers war deutlich hörbar. So wurden schnell die Zelte niedergerissen, die Tornister gepackt und die Gewehre geschultert. Kurz nach Mitternacht marschierte eine Abteilung der kaiserlichen Garde vor der Hosstatt auf und nahm zu beiden Seiten des Eingangs Ausstellung. Dann fuhr der Reifewagen des Kaisers vor. Ihm folgte eine endlose Reihe von Kutschen. Diener mit Pechfackeln bildeten eine Ehrengasse bis zum Wagen. Nachdem dann ein lauter Trommelwirbel gerührt war, trat der Kaiser mit einem reichen Gefolge von Marschällen und Adjutanten aus dem hohen Tor. Den Kopf bedeckte der kleine Dreispitz. Des Kaisers Züge waren finster und bleich. Sein Blick streifte flüchtig die Menge. Fester schlug er den Wettermantel um sich und bestieg den Wagen. Ein General war sein Reisebegleiter. Vom Turm der nahen Wigbertikirche kündete mit dumpfen Schlägen die Glocke die zweite Stunde der Nacht. Gerade jetzt dröhnte der Widerhall des Gefchützfeuers der Preußen und ihrer Verbündeten gewaltiger über die Stadt. Langsam fetzte sich der Zug der Wagen in Bewegung. Das Auge des Kaisers starrte schweigend in die finstere Nacht. Dachte er viel-

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 215

1911 - Erfurt : Keyser
— 215 davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen fütterte O du glückliche, sorglose Jugend! u (Nach Const. Beyer u. ct.) 78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten. 6. 3anuar und 16. Itlai 1814. Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814 war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten französischen Regimenter. Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!" entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw... Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 233

1911 - Erfurt : Keyser
— 233 — geschlossen heran. „Eine Salve! Dann mit dem Bajonett draus!" ries jetzt eine Stimme. Es war Generalmajor v. Bose, der sich zu Fuß der vorstürmenden Abteilung angeschlossen hatte. Das Massenfeuer wurde abgegeben; doch gleichzeitig erfolgte die österreichische Antwort. Nun galt's! Bei äußerster Anstrengung aller Kräfte ging's mit Hurra dem Feinde entgegen. Doch bald wurden die Schritte kürzer; zuletzt hielt die Spitze, feuerte und — wich zurück. Ihr folgten die übrigen. Das feindliche Feuer war zu stark. Nachtkampf in Podol: Zum Glück kamen jetzt die ande- ren Abteilungen heran. Sie erneuten sofort den Angriff, und trotz des mörderischen feindlichen Bleibagels, der ihnen entgegenschlug, gelang es, das erste Gehöft Podols zu nehmen. Der Anfang war gemacht; aber noch lange tobte der Kampf im Innern des Dorfes. Es war unheimlich, in die dunklen, voller Feinde steckenden Häuser einzudringen. Aber bald wurde die Arbeit leichter. Ein großer Schrecken schien die Feinde befallen zu haben. Die meisten von ihnen kamen jammernd und winselnd hervorgekrochen und ergaben sich widerstandslos. Erfolg des Kampfes: Gegen % 2 Uhr erstarb endlich das Gefecht, nachdem auch die Jserbrückeu im blutigen Handgemenge genommen waren. So hatte denn im Nachtgesecht bei Podol die 15. preußische Brigade mit verhältnismäßig geringen Verlusten der berühmten „Eisernen" der Oesterreicher den Ort und die wichtigen Jser-Nebergänge entrissen und damit den weiteren Vormarsch gesichert. Vormarsch auf Münchengrätz: Tags darauf folgte man dem Lauf der Jfer abwärts auf Müuchengrätz zu. Hier tritt bald hinter Podol an das anfangs flache südliche User ein nicht unbedeutender Höhenzug heran, der gegen den Fluß steil abfällt. Der Bergabhang ist so schroff, daß es den Vorrückenden unmöglich gewesen war, Streifwachen zur Beobachtung des Feindes auf die Höhe zu schicken. Nach den anderen Seiten dagegen ist der Abfall weniger steil. Diesen Umstand hatte sich der Feind nutzbar gemacht und zwei Batterien auf den Muskyberg geschickt, um, unterstützt durch zwei Bataillone Infanterie, den Marsch der Preußen nach Möglichkeit auszuhalten. Cefterrctchifcher Angriff: Gerade als die Hauptmacht der 8. Division, in deren Verband die Erfurter Regimenter marschierten, den Fuß des Berges erreichte, wurden an feinem oberen Rande einige Dampfwolken sichtbar. Da man nicht erkennen konnte, nach welcher Richtung der Pulverdampf sich bewegte, nahm man an, daß es die Batterie der Vorhut sei, die auf abziehende Oesterreicher feure. Doch die angenehme Täuschung hielt nicht lange an. Bald wurde das Zischen heftiger, kräftiger und länger anhaltend, und ein scharfer Knall folgte dem andern. Nun lief alles auseinander und suchte sichere Deckung im Ehausfeegraben

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 234

1911 - Erfurt : Keyser
— 234 — und in dem etwas entfernteren, tiefen Eifenbahneinschnitt. Um das Feuer abzulenken und auf sich zu ziehen, fnhren jetzt schnell zwei Batterien am Fuße des Nordabhanges ans. Zwar versprach das Schießen gegen die bedeutende Höhe wenig Erfolg, aber der Hauptzweck wurde erreicht. Bald hatten die preußischen Geschütze ein lebhaftes und wohlgezieltes Feuer des Feindes auszuhalten. Es schien, als regne es Feuer vom Himmel. Der Lärm war betäubend, und nur mit Mühe ließen sich die Pferde halten. Trotzdem versah jeder Kanonier treu seine Pflicht. Siegreiches Vordringen der Preußen: Ans einmal wurde das feindliche Feuer schwächer, dann hörte es ganz auf. Der Feind batte den Rückzug antreten müssen. Die 7. preußische Division, die auch am frühen Morgen bei Turnau die Jfer überschritten hatte, war geradewegs auf den Mnskyberg losmarschiert. Dort angekommen, hatten einige ihrer Abteilungen fofort von Nord-osten her die Hochebene des Berges erstiegen und die Oesterreicher vertrieben. Diese mußten auch gegen 11 Uhr Münchengrätz räumen, wenn sie nicht gefangen werden wollten; denn schon hatten die Preußen oberhalb und unterhalb des Ortes die Jser überschritten und näherten sich ihm bedenklich. Im Biwak bei Dobrawuda: Gegen 3 Uhr nachmittags bezog die 8. Division endlich bei Dobrawuda Biwak. Die Kräfte der Mannschaften waren völlig erschöpft. Zumal das 32. Regiment hatte, obwohl es im Kampfe selbst nicht zur Verwendung gekommen war, furchtbar gelitten. Unter Mittag hatte es sich nahe bei Münchengrätz in einer engen Talschlucht gesammelt. Glühend heiß brannte die Sonne herunter. Mehrere Soldaten brachen durch Hitzschlag zusammen, und jeden Augenblick blieb einer im Chausseegraben zurück. Es fehlte an Wasser. Die wenigen Brunnen eines nahen Dorfes konnten nicht genug geben, und so warfen sich die Leute an stinkenden Pfützen nieder, um ihren Durst zu löschen. Die Offiziere mußten fcharf zugreifen, um es zu verhindern. — Leider herrschte der gleiche Wassermangel auch im Biwak. Der einzige Brunnen des Ortes war bald ausgeschöpft. Der nur wenige Meter breite Dorfteich mußte daher das Wasser für alle Zwecke liefern. Hier wurden Pferde getränkt, dort wuschen sich Soldaten, an einer anderen Stelle wurden Kleidungsstücke und Kochgeschirre gereinigt, daneben aber schöpften Mannschaften Wasser zum Kochen. Wahrlich, ein sonderbares Bild! Bald umzog sich der Himmel, und alles eilte, Hütten zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden die Strohdächer der Häuser abgedeckt. Ein wolkenbruchartiger Regen ging hernieder, doch konnte der Ueberflüß an Regenwasser dem Mangel an Trinkwasser nicht abhelfen. Er hatte nur das Gute, daß alle, obwohl sie tüchtig durchnäßt, erfrischt wurden. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Ins.-Reg.)

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 236

1911 - Erfurt : Keyser
— 236' — Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit. Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien. Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz. Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 237

1911 - Erfurt : Keyser
— 237 aus Granate schlug ein und riß leider zuweilen ganze Reihen fort, und — 5 Stunden lang mußten die Bataillone dieses Unwetter ruhig über sich ergehen lassen. Die berittenen Offiziere stiegen einer nach dem andern ab. Nur General v. Bose und Oberst v. Wedel hielten noch zu Pferde, ersterer auf einer kleinen Erhebung, welche die Beobachtung begünstigte. Aber das Pferd war unruhig. Plötzlich stieg es hoch auf. Eine Granate war in nächster Nähe geplatzt, und ein Stück derselben hatte, zwischen dem aus die Seite gestützten linken Arm des Generals und der Brust hindurchgehend, den Regenmantel zerfetzt. Nun schickten auch der General, da er zu Fuß ruhiger beobachten konnte, und der Oberst die Pferde in den Wald zurück. So manche Granate schlug in den Teich von Ober-Dohalitz, einem Dorfe, hart an der Südecke des Waldes gelegen, und jedes Mal sah man einen etwa meterhohen Wasserstrahl emporsteigen. Auch in einen Bienenkorb fchlng eine Granate, und nur mit Mühe konnten die Mannschaften sich der erregten kleinen Bewohner erwehren. Am wohlsten fühlte sich augenscheinlich ein Schwein, das am Dorfsaum freudig grunzend die Erde aufwühlte. Doch auch dies fiel als Opser der Granaten und streckte bald alle Viere von sich. Jede solche Unterbrechung war angenehm, zog sie doch die Gedanken von den Granaten ab. Allmählich gewöhnte man sich auch an das Feuer. Wer noch Vorrat im Tabaksbeutel hatte, fetzte die Pfeife in Brand, während andere, bei denen sich die körperliche Abspannung geltend machte, längere Zeit ruhig schliefen. Mehrmals wurde fogar der Versuch gewagt, den österreichischen Batterien beizukommen. Mitten im heftigsten Granatfeuer ging s vorwärts, und teilweise gelang es auch, bis nahe an die feindliche Stellung heranzukommen. Selbst ein Hagel von Granaten und Schrapnells, mit dem die feindlichen Batterien die mutigen Vorwärtsstürmer überschütteten, vermochte sie nicht aufzuhalten. Es gelang ihnen sogar eine Schwadron österreichischer Ulanen, die gegen sie anritt, durch ein wohlgezieltes Schnellfeuer in die Flucht zu treiben und einer zweiten Schwadron dasfelbe Schicksal zu bereiten. Aber alles war vergebens; endlich mußten sie doch dem wohlgezielten Feuer mehrerer Batterien weichen, sie mußten in den Hola-Wald, in die Hölle, zurück. Nun galt's, die gefährliche Stellung unter allen Umständen zu halten, im heftigsten Granatfeuer bis zum Eintreffen der Armee des Kronprinzen auszuharren. Wahrlich keine leichte Aufgabe! Trotzdem beseelte jeden nur der eine Gedanke: Treu bis zum Tode. Das Eintreffen der 2. Armee: Endlich, es war nach 3 Uhr nachmittags, ließ das feindliche Geschützfeuer nach. Die 2. Armee war eingetroffen, hatte Ehlum im Rücken der österreichischen Stellung genommen und ging zum Angriff gegen die Höhe von Lipa vor. Man sah bald die rückgängige Bewegung der Geschütze, und

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 243

1911 - Erfurt : Keyser
— 243 — über einen Berg hinweg. Wir bekamen wieder viele Wagen mit Eßwaren und Getränken in unsere Gewalt. Da kam die Nacht und machte dem Blutgeschäft ein Ende. Gern hätten wir die Franzosen weiter verfolgt, denn so eine Jagd macht Spaß. Wenn die Feinde erst weichen, dann geht's mit Freuden hinterher. Dann bin ich noch auf dem Schlachtfelde gewesen und habe Verwundete mit in die Mühle getragen. Erst nachts 1 Uhr kamen wir ins Lager zu den Bayern und haben brüderlich zwischen ihnen aus der bloßen Erde geschlafen. Nach solcher Arbeit schmeckt der Schlaf auf einem Steine gut. Heute morgen find wir wieder in unsere Bataillone eingerückt. Spaßhaft war's, wie unsere Leute die Wagen plünderten. Der eine nahm dies, der andere jenes. Ich habe mir ein Hemd und eine blecherne Feldflasche genommen. Seit 3 Wochen hatte ich mein Hemd auf dem Leibe. Von Schweiß und Regen sah es jämmerlich aus. Es war keine Wäsche mehr wert; ich warf es darum weg und nahm dafür das frische französische. Meine Feldflasche war zerschmettert worden; die französische aber war halb voll Bier, das mir vortrefflich schmeckte. Nachschrift vom 2. September: Ich habe den Brief heute wieder geöffnet, weil feine Feldpost abging. Nun will ich Dir noch einiges schreiben. Den 31. August blieben wir in unserer Stellung liegen und gingen nicht weiter vor. Unser Regiment fam, weil es gut gefochten hatte, zur Reserve und mußte eine Brücke über die Maas besetzen. Hier haben wir den ganzen 1. September dem grausamen Schießen zugehört. Lieber Bruder! Bei Königgrätz war es schlimm, aber gegen fner fein Vergleich. Morgens 4 Uhr griffen die Bayern an und sümpften bis in die Nacht, weil die Franzosen wie die Mauern standen. Weichen aber mußten sie doch endlich, trotz ihrer Kugelspritzen, die viele Kugeln vergeblich verspritzt haben. Auch die Festung Sedan mußte sich ergeben. Noch etwas! Heute mittag rückten wir uns wieder zurecht. Ich holte mit andern Wasser zum Kochen im Biwak aus einem Dorfe, das von Bayern belegt war. Da kam die Kunde, Napoleon hätte unserm König seinen Degen übergeben. Ein Jubel in allen Lagern! Es ist nicht zu beschreiben. Fünfzig Generale und die ganze Armee haben die Waffen niedergelegt. Gott fei Dank! Nun geht's wohl nach Paris. Freuen sollte mich's mein ganzes Leben, wenn ich Paris auch inwendig zu sehen bekäme; Wien habe ich bloß aus der Ferne von außen gesehen. . . . 91. Sedan. 1. September 1870. Vormarsch der 71er: Es mochte etwa kurz vor 6 Uhr morgens sein — schon seit einigen Stunden schallte aus der 16*

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 247

1911 - Erfurt : Keyser
— 247 — glühender Vaterlandsliebe beseelt, den Kamps bis auss Messer fdli506ne%öqem wurde darum der Vormarsch der deutschen Truppen aus Paris angeordnet und noch Anfang September von der Maasarmee, bei welcher unsere Erfurter Regimenter marschierten, anaetreten. Der besseren Verpflegung balber zogen die Truppen in breiter Front. Trotzdem war die Verproviantierung während des Vormarsches mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die Vertreibungen sielen in den französischen Ortschaften meist sehr durstig aus. Wohl war die Gegend, nachdem man die Ardennen pai-siert hatte sruchtbar. Manches stattliche Gehöft und manches stolze Schloß zeugte von der Wohlhabenheit des Ortes, doch waren vor dem Eintreffen unserer Truppen die vorhandenen Vorräte entfernt worden. Vieles hatten die geflüchteten Einwohner mitgenommen, anderes hatten sie unbrauchbar gemacht, zu mindest aber verborgen. Das war den Unsern aber bald bekannt geworden. unterzogen darum jedes Gehöft, in das sie einquartiert wurden, einer gründlichen Besichtigung, wobei manches verborgene ^tuck zutage gefördert wurde. In einem Dorfe, wohl 3 Stunden hinter Laon, wurde das letzte Haus des Ortes das Quartier einiger 31er Musketiere. Nachdem sie ihren Einzug gehalten und Gewehre und Affen abgelegt hatten, begannen sie sofort mit einer gründlichen Untersuchung des ganzen Hauses. Und richtig, sie war von Erfolg gekrönt! Der eine hatte eine Taube, der andere ein Kaninchen, ein dritter Kartoffeln und der vierte im Keller ein Faß Wein gefunden. Aber nirgends gab es ein Kochgeschirr! Da kam der letzte aus dem Garten und berichtete, daß dort gewühlt sei. Sofort wurde mit dem Spaten losgegraben. Bald zeigte sich em großes Faß. Es wurde mit Druckbäumen herausgewürgt. Da fanden sich denn Töpse, Messer, Gabeln und allerlei Hausrat. Nun wurde geheizt, gekocht, gebraten und gesotten wie an einem Ehrentage. Als alles fertig war, ging's ans Schmausen, wobei die Gläser des öfteren gefüllt wurden. Doch nicht immer trafen es die Unfern so glücklich. Zumeist war Schmalhans Küchenmeister. Unter den nachgeführten Rinderherden war die Rinderpest ausgebrochen, und Hammelfleisch und Erbswurst waren öfter als erwünscht aus dem Küchenzettel zu sehen. Mitte September kam die Maas-Armee vor Paris an. Ihr siel die Ausgabe zu, die Stadt aus dem rechten Seine- und Marne-nser einzuschließen. Um die Einschließungslinie möglichst zu kürzen, war es notwendig, die Truppen unter Deckung gegen das feindliche Feuer nahe an die Außenwerte der Festung heranzuschieben. Das konnte aber nnr geschehen, wenn der Feind, der sich in den Weinbergen von Sarcelles und Pierresitte eingenistet batte, in die Besestignngen von St. Denis zurückgeworfen wurde. Am 19. September stießen unsere 31er und 71er Füsiliere mit ihm zusammen. Der Kampf war nur kurz. Die Franzofen zeigten
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